Frank Weigl ist seit 2002 bei der Weltmarke mit den drei Streifen unter anderem der „Herr“ über die adidas-Torwarthandschuhe, eines unserer meistverkauften Produkte. Den 43-jährigen führte sein beruflicher Werdegang nach einem Sportökonomiestudium in Bayreuth und Edinburgh (Schottland) über Praktika bei BMW Communications in München und Franco’s Health & Athletic Club in Mandeville (Louisiana/USA) zur Jahrtausendwende zunächst zu PUMA (Global Produktmarketing Teamsport). Dort war er für Handschuhe, Bälle, Protektoren und Sporttaschen zuständig. Zwei Jahre später wechselte er dann in Herzogenaurach stadtintern über den Fluss Aurach und übernahm dort den gleichen Posten mit dem Schwerpunkt Torwarthandschuhe. Weigl, in seiner Freizeit leidenschaftlicher Rennradfahrer, schaffte es zu Beginn seiner Fußballkarriere im Sauerland immerhin bis in die Kreisauswahl, dies als Feldspieler, doch auch zwischen den Pfosten sammelte er seinerzeit bereits ab und an Erfahrung. Später stand für den immer schon sehr sportaffinen Weigl dann zunächst Tennis auf hohem Niveau im Mittelpunkt, ehe er mit 18 nochmals für einige Zeit im Amateurteam seines Bruders kickte. Im Rahmen seines Besuchs in der KEEPERbase Mitte Mai traf sich Frank mit unserem Redaktionsleiter Christoph Nowak zum Interview.
KEEPERsport Hallo Frank, was zeichnet adidas als starke Marke an sich und insbesondere die von Euch produzierten Torwarthandschuhe aus?
>> Frank Weigl adidas ist nicht nur für Profis, sondern auch für alle Amateure und Freizeitsportler das aus meiner Sicht attraktivste Sportlabel. Unser Hauptziel ist es immer, jeden Sportler durch unsere Produkte besser zu machen und dass diese immer höchsten Qualitätsstandards gerecht werden. Das Torwartspiel hat sich in den letzten Jahren deutlich mehr zum Spielerischen hin verändert und diesem Fakt wollen wir natürlich auch mit unserem Equipment Rechnung tragen. Unser Ziel ist es, dass unsere Handschuhe nicht nur zusätzliches Sportgerät sind, sondern Teil des Athleten werden. Grundsätzlich ist der wichtigste Aspekt immer noch der Ballgrip, der nur perfekt ist, wenn der Handschuh optimal an der Hand sitzt. Neben der Performance ist den meisten Torhütern inzwischen auch eine stylische Kombination aus Torwarthandschuhen und Fußballschuhen sehr wichtig, um sich wohl zu fühlen und auf dem Platz entsprechend performen zu können.
KEEPERsport adidas geht seit einigen Jahren im Torwarthandschuhbereich recht innovative Wege, die zudem auch sehr erfolgreich sind. Was genau sind denn die Geheimnisse dieses nun schon länger andauernden Erfolges?
>> Frank Weigl Wir haben durchaus den Ehrgeiz, auch `mal Dinge anders zu machen, aber uns ist es dabei auch genauso wichtig, ein neues Modell nicht mit unnötigen Features quasi zu überladen, sondern im Grunde einfache Problemlösungen für den Keeper zu kreieren und ihm dadurch einen Vorteil zu verschaffen. Das Wichtigste ist immer noch die Zweckmäßigkeit. Von der Idee eines komplett neuen Torwarthandschuhmodells bis hin zur Markteinführung vergehen etwa zweieinhalb Jahre, in denen wir intensiv austesten, wie sich neue, funktionale Features technisch umsetzen lassen, sodass für den Profi wie auch den Amateur ein optimales Produkt entsteht. Gerne nehmen wir dazu auch externe, wissenschaftliche Anregungen und Auswertungen in Anspruch. In unserem „Makers‘ Lab“ am adidas-Headquarter in Herzogenaurach haben unsere Entwickler und Designer perfekte Möglichkeiten. Dort können sie unsere Überlegungen direkt umsetzen und auch nach Herzenslust tüfteln. Weiterhin haben wir ein riesiges Archiv an Materialien, die für den Sportartikelbereich in Frage kommen. Eine hervorragende Einrichtung ist auch unsere Innovationswerkstatt, in der unsere Produkttechniker Prototypen noch den letzten Schliff geben können.
KEEPERsport Können dort auch im Notfall, zum Beispiel bei einer Fingerverletzung, auf die Schnelle stabiliserende Veränderungen an einem Profi-Torwarthandschuh vorgenommen werden?
>> Frank Weigl Dies ist natürlich möglich und auch schon einige Male passiert. Da sind unsere Leute schon sehr innovativ und haben bisher noch immer eine Lösung gefunden. Dieser Service ist natürlich ein riesiger Vorteil und ein nicht zu verachtender Grund, warum so viele Top-Torhüter auf unsere Marke vertrauen.
KEEPERsport Mit dem 2017er „ACE Trans Pro Dust Storm“ erreicht das Produkt, auf das die meisten eurer Profis vertrauen
Eurer Torwarthandschuhrange wieder einmal ein neues und nächstes Level. Was bietet dieses Modell an Veränderungen gegenüber dem Vorgänger?
>> Frank Weigl Dieses Modell ist nicht nur ein Facelift, sondern eine spürbare, technische Weiterentwicklung. Weiterhin ein großes Thema bleibt die Einteilung des Handschuhs in funktionale Bereiche, das „Zoning“. Diesbezüglich bleibt es bei den drei Bereichen „Grip“, „Anti Abrasion“ und „Punching“. Letzteren haben wir etwas anders gestyled. Er ist jetzt flexibler und im gesamten Zusammenspiel des Handschuhs noch homogener. Nichtsdestotrotz bleiben wir bei der Platzierung der Silikonaufsätze auf der Faustfläche eher minimalistisch und so funktionell wie möglich.
KEEPERsport Gibt es auch in puncto
Grifffläche Neuerungen?
>> Frank Weigl Beim Haftschaum haben wir eine verbesserte Kaschierungsdämpfung verarbeitet. Begeistert waren alle Torhüter, die den Handschuh bisher getestet haben, von der Symbiose aus verlängerter Haftschauminnenhand, funktionell angebrachtem „Stretch Strap“, der jetzt zum „Pull Down Fixation Strap“ wird, sowie der medial und lateral am Handgelenk platzierten Elastikeinsätze, die den Einschlupf deutlich erleichtern und den Handschuh faltenfrei an der Hand anliegen lassen. Gerade die Funktion des Klettverschlussbands ist genauso gelungen, wie wir es haben wollten: Es zieht den kompletten Handschuh zuerst nach unten in Richtung Handgelenk, damit der dann, perfekt angepasst, verschlossen werden kann. Gerade bei Nässe wird dadurch verhindert, dass die ganze Konstruktion möglicherweise nach oben hin wegrutscht. Extrem anschmiegsam und trageangenehm ist der neue Handschuhkörper, aus dem sehr leichten und komfortablen „Mechano-Material“, welches wir auch schon beim Vorgängermodell verwendet haben.
KEEPERsport Eure Top-Torwarthandschuhe sind seit einiger Zeit quasi wie aus einem Guss gefertigt...
>> Frank Weigl Unsere ganzen Tests haben gezeigt, dass die bislang und immer noch vielfach verwendeten, separat angenähten Handgelenksbandagen ganz gleich, ob aus Neopren oder klassischem Textilgewirke gefertigt, im Vergleich zu den nahtlosen Einstiegen eher nur Nachteile bringen. So verhindert zum Beispiel die Naht zwischen Bandage und Handschuhkörper die Dehnbarkeit in diesem Bereich und macht manchmal den Einstieg für Torhüter mit breiten Händen fast unmöglich, bei schmalen Händen kann es hingegen zu ungewollter Faltenbildung kommen.
KEEPERsport Wie sind die Überlegungen von adidas für die Zukunft im Fingerschutzbereich, sind auch in diesem Bereich vielleicht bahnbrechende Neuerungen geplant?
>> Frank Weigl Fingerschutz ist für uns als einstiger Vorreiter in diesem Segment immer ein Thema, auch hier werden wir uns in Zukunft weiterentwickeln. Unsere jetzigen Lösungen sind zwar funktionell, heben sich aber kaum vom Rest des Marktes ab und stellen mich somit auch noch nicht vollauf zufrieden. Ziel wird auch hier sein, den Handschuh Teil des Körpers werden zu lassen und die Flexibilität der Hand und Finger trotz Schutzelementen nicht einzuschränken.
KEEPERsport Wie dürfen wir uns deine Zusammenarbeit mit den Profis vorstellen?
>> Frank Weigl Unser erfolgreichster und somit auch weltweit bedeutendster Partner ist natürlich Manuel Neuer, mit dem ich mich auch gerne zusammensetze und mögliche Neuerungen bespreche. Dabei ist mir auch wichtig, dass ich allen Profis, mit denen ich zu tun habe, den tieferen Sinn unserer Features erkläre und näherbringe. Manchmal ist es nämlich nicht ganz so einfach, einen Schlussmann von seinem gewohnten Material auf eine Weiterentwicklung umzustellen. Das ist bei Sportprofis wie in allen Bereichen des normalen Lebens. Immer nur der Gewohnheit zu folgen, lässt einen aber schnell ins Hintertreffen geraten. Wenn Chris Froome heute noch auf dem Rennrad von Eddy Merckx über die Alpen fahren würde, müsste man die Tour de France wahrscheinlich um eine Woche verlängern... Unser Athlete-Service-Team leistet in der Zusammenarbeit mit unseren Profis hervorragende Arbeit, bei Detailfragen zum Produkt stehe ich aber auch immer und vor allem gerne zur Verfügung. Ein sehr interessanter Diskussions- und Gesprächspartner ist zum Beispiel Kevin Trapp von PSG, der sich sehr intensiv mit seinem Handwerkszeug beschäftigt. Auch der Input von Ex-Profi Uwe Gospodarek, der mittlerweile die Nachwuchskeeper beim FC Bayern trainiert, ist für uns ebenso interessant wie das Feedback von Amateurtorhütern.
KEEPERsport Werden seitens Eurer Profipartner noch sehr oft Anfragen nach Spezialanfertigungen an adidas gerichtet?
>> Frank Weigl Selbstverständlich erfüllen wir immer noch den einen oder anderen Sonderwunsch. Diese Anfragen sind aber viel weniger geworden als noch vor zehn Jahren. Das liegt vor allem daran, dass wir die Keeper viel mehr in die Entwicklung der Handschuhe einbeziehen und ihnen auch klare Test-Slots für die neuen Modelle bieten. Jede Innovation braucht eine gewisse Eingewöhnung, selbst wenn der Keeper schon beim ersten Anblick seines neuen Arbeitsgeräts begeistert ist. Während dieser Eingewöhnungszeit entwickelt sich aber in den meisten Fällen ein deutlich erkennbarer Leistungssprung. Es ist immer unser Ziel, dass sich möglichst alle unserer Partner im Profibereich mit den im Verkauf erhältlichen Serienmodellen identifizieren und sie gerne und mit voller Überzeugung auf höchstem Level verwenden. Das funktioniert mittlerweile sehr gut.
KEEPERsport Lieber Frank, wir danken dir für dieses interessante Gespräch!